In dieser Rubrik teilt Johannes Pickel seine Gedanken zu aktuellen Themen. Diesmal geht es um den Kräuterstrauß
In vielen Gemeinden ist der Festtag der Aufnahme Mariens in den Himmel mit dem Brauch der Kräuterweihe verbunden. Bei Ihnen auch? Freuen Sie sich schon auf das Sträußchen Kräuter, welches die heimische Küche wieder mit schönen Düften erfüllt? Was werden wir in diesem Jahr in den Sträußen finden? Estragon, Kamille, Oregano, Rosmarin, Salbei, Basilikum, Minze, Melisse, Lavendel und so weiter, je nach Region sicher unterschiedlich zusammengestellt. Der eine Zweig hilft den Geschmack so mancher Speise zu verstärken, ein anderer ist sehr unscheinbar, hat aber eine unterstützende heilende Wirkung bei kleinen Infekten, und wieder ein anderer Zweig verströmt seinen wohlriechenden Duft in unserem Heim. Eines haben alle Sträuße gemeinsam: Die unterschiedlichen Zweige mit oder ohne Blüten erhalten ihren besonderen Duft und die Farbenfreude dadurch, dass sie zusammengebunden sind. An dieser Stelle möchte ich ein wenig mit Ihnen verweilen.
Gott hat die Kräuter unter unterschiedlichsten Bedingungen wachsen lassen und ihnen ihre Wirkungsweise gegeben. Nun tragen wir einen Strauß dieses göttlichen Geschenkes nach Hause und werden es unterschiedlich nutzen. Schade ist, wenn das Band um den Strauß nicht fest genug gebunden ist und wir auf dem Heimweg eines der Kräuter verlieren. Im Bild des gebundenen Kräuterstraußes finde ich ein Bild für unsere Gemeinden wieder. Jedes Mitglied hat eine Gabe von Gott geschenkt bekommen. Diese sind sehr unterschiedlich in ihrer Ausprägung, selbst die unscheinbaren, welche im Verborgenen sich entfalten, tragen zum Gesamtbild der Gemeinde bei. Schade um jede Gabe oder besser gesagt um jedes Talent, welches der Gemeinschaft verloren geht. Wir hören oft: Die Gemeinde ist wie eine große Familie, und in einer Familie ist es genau so, jeder bringt sich und sein Können ein, damit Familie funktioniert. Das Band, das eine Familie zusammenhält ist nicht zu sehen, jedoch ist es spürbar da und es schmerzt, wenn ein Stück der Familie entrissen wird. Dem Kräuterstrauß fehlt etwas, wenn ein Zweig verloren geht, er bekommt einen anderen Duft und ein anderes Farbenspiel, deshalb ist es wichtig ihn richtig zu binden. In der Gemeinde ist das Band der  Bund mit Gott, der die Mitglieder zusammenstehen und wirken lässt. Dieses Band sollte ab und an überprüft werden, ob es sich nicht aufdröselt, um nicht Menschen mit ihren Gaben zu verlieren. Zu fest sollten wir es nicht binden, eine gewisse Elastizität sollten wir dem Gemeindeband lassen, damit immer wieder auch Platz für Menschen ist, die diese Gemeinschaft suchen.