Denken Sie bei der Planung des Urlaubs oder der nächsten Reise daran, oder lassen Sie sich überraschen, ob vor Ort die Gastfreundschaft regiert? Welche Kriterien legen wir für dieses Gefühl der Gastlichkeit in unseren Gedanken fest? Das schmackhafte, reichliche Essen, die Höflichkeit der wir begegnen, die Sauberkeit, einfach gesagt der Service der uns entgegengebracht wird? Für manchen gehört sicher auch die deutsche Pünktlichkeit dazu, mit der es in manch anderem Land nicht so genau genommen wird. Alles gut geplant für die nächste Reise?
Denke ich an Gastfreundschaft, fällt mir die Geschichte ein, wo Jesus zu den Schwestern Maria und Martha kommt. Warum ausgerechnet diese kleine Geschichte, wo sich Martha auch noch über ihre Schwester Maria bei Jesus beschwert? Dies wiederspricht meinem Bild von Geschwisterlichkeit, ich rücke doch keinen meiner Schwestern und Brüder in ein schlechtes Licht gegenüber anderen, erst recht nicht gegenüber Gott. Das steht mir nicht zu!
Trotzdem finde ich für mich Anstöße zur Gastfreundschaft in dieser Geschichte. Jesus rügt Martha in meinen Augen nicht, sondern weist sie nur auf eine Übertreibung hin. Gerade bei den großen Festen Weihnachten, Ostern und Pfingsten erlebt der Mensch sich oft im Perfektionismus. Alles muss bis aufs I-Tüpfelchen passen und nichts darf schief gehen. Diese Anspannung ist oft der Grund für emotionale Explosionen, die uns den Sinn des jeweiligen Festes verdunkeln bzw. gar nicht erleben lassen. Maria dürfen wir nicht vernachlässigen. Jesus sagt: Maria hat das bessere gewählt. Wie das, wenn sie ihre Schwester alles alleine machen lässt? Hier stellt sich die Frage, ab wann lässt Maria Martha allein?
Hat sich Besuch angesagt, so finde ich eine gemeinsame Vorbereitung und ein gemeinsames Zusammensein mit dem Besuch für wichtig und sehe mich so in beiden Rollen, also Martha und Maria, ein Stück verankert. Es entsteht für mich ein Unterschied zwischen Gastlichkeit und Gastfreundschaft. Oft kommt Besuch bei uns spontan und es bleibt kaum Zeit der Vorbereitung, in diesen Situationen hoffen wir Gastfreundschaft schenken zu können.
Im Urlaub freue ich mich auf Gastlichkeit und verachte auch nicht die Gastfreundschaft, die sich in Momenten eines kleinen Gespräches oder im Lächeln des Gastwirts zeigt. Schön ist da das Gefühl, dem anderen nicht zur Last zu fallen, sondern willkommen zu sein.
Schauen wir auf die dritte Person in der Geschichte der Bibel. Jesus kommt zu Besuch. Von meinem Glauben her eine komplizierte Vorstellung. Warum? Mein persönlicher Glaube sagt mir: Jesus ist schon immer da! Vorbereiten auf IHN kann ich mich vielleicht, wenn ich die ganzen äußeren Vorbereitungen beiseite lege und ich IHM die Türen öffne und den Weg bahne zu der Stelle, wo ich ich selbst sein kann, in mir drin. Dann passiert das erstaunliche: Wenn ich an diesem Punkt ankomme stelle ich fest, ER ist schon da!
Für die nächste Reise und die kommende Zeit wünsche ich Ihnen Menschen, die Ihnen mit Gastlichkeit und Gastfreundschaft begegnen. Trotz aller Erlebnisse und Eindrücke, die Ihnen von außen begegnen wünsche ich Ihnen immer wieder die Zeit, an den Punkt zu kommen, wo ER Sie schon erwartet!