Wieso kommt mir die Geschichte vom „Turmbau zu Babel“ in den Sinn, wenn ich in diesem Jahr an Pfingsten denke?
Die Menschen wollten damals einen Turm bauen, der bis zum Himmel reicht. Heute hört man oft von Bauwerken, die sich in Größe ausstechen. Architekten sind bemüht, sich mit gigantischen Monumenten ein sichtbares Denkmal zu setzen. Im Kleinen war nicht weit von unserer Wohnung das Sportparadies mit großen Hallen und Plätzen geplant. Die Investitionen sind geflossen, drei große Sporthallen standen und das Dach wollte und wollte nicht fertig werden. Jetzt ist alles wieder abgerissen und es sollen Wohnungen gebaut werden. Ein kleiner Turmbau zu Babel?! Diese Bauepisode dauerte 12 Jahre.
In der Geschichte in der Bibel gibt es einen zweiten Aspekt, den ich gern mit Ihnen betrachten möchte. Die Menschen wollten hoch hinaus. Bis zum Himmel sollte der Turm reichen. Da besah sich Gott die Baustelle und entschied sich, Verwirrung zu stiften, indem er dafür sorgte, dass die Menschen sich nicht mehr verstanden untereinander. Die Vielfalt der Sprachen war geboren und so fand der Bau sein Ende. Die Verwirrung durch die verschiedenen Sprachen brachte Unverständnis, Streit, ja sogar kriegerische Auseinandersetzungen in die Welt.
Im Neuen Testament in der Apostelgeschichte finden wir im zweiten Kapitel wieder eine Geschichte, in der es um verschiedene Sprachen geht. 17 unterschiedliche Volksgruppen sind aufgezählt, welche jede von ihnen seine eigene Sprache hat. Den Volksgruppen stehen die 12 Jünger gegenüber, die alle aus Galiläa stammen und somit eine Sprache sprechen.
Am Anfang der Geschichte steht „Der Geist Gottes kam auf sie herab“. Hier zeigt sich für mich eine Parallele zu der Geschichte im Alten Testament. Die Jünger können erfüllt vom Heiligen Geist plötzlich in verschiedenen Sprachen die großen Taten Gottes verkünden und jeder in der Menge kann die Worte in seiner eigenen Sprache hören und verstehen.
Diese kleine Betrachtung gibt mir ein besseres Verstehen des Pfingstfestes. Wir reden oft von dem Regenbogen als Zeichen des Neuen Bundes, den Gott mit uns Menschen geschlossen hat. Für mich ein abstraktes Symbol, da ich die Schönheit des Farbenspieles eines Regenbogens nur aus Beschreibungen kenne, aber es nicht als solches wahrnehmen durfte. Mit den vielen Sprachen kann ich da mehr anfangen. In der Geschichte, welche wir zu Pfingsten hören können, zeigt sich für mich die Aufhebung der Verwirrung beim Turmbau zu Babel, indem das Verkünden der großen Taten Gottes in jeder Sprache zu hören und zu verstehen ist. So sehe ich die Besiegelung des Neuen Bundes mit allen Völkern im Pfingstfest verankert.