Das II. Vatikanische Konzil wurde vor 61 Jahren am 11. Oktober eröffnet. Dieses Konzil, das auch als  „Ökumenisches Konzil“ bezeichnet wird, es ist für mich aktueller denn je. Ich selbst wohne in der Diaspora, und in meinem langen, kurzen Leben spielte und spielt Ökumene unter den Christen eine wichtige Rolle. Im Zusammenhang mit dem Gedenktag an Papst Johannes XXIII., den wir am Eröffnungsdatum des II. Vatikanischen Konzils feiern und dem Herbst, der am 11. Oktober in unseren geographischen Breiten doch endlich Einzug gehalten hat, möchte ich den Gedanken der Ökumene ein klein Wenig verfolgen.
Was liegt da näher als gerade einen Baum mit seinen Wurzeln, dem Stamm, den großen Ästen, den Zweigen und letztendlich den Blättern als Symbol für die Ökumene zu nehmen. Sicher können Sie sagen: Die Knospen sind in der Aufzählung vergessen, aber welcher Baum in unseren Gärten und Wäldern hat im Herbst noch Knospen? Obwohl der Botaniker bestimmt auch solch eine Baumart benennen könnte. Einladen möchte ich Sie mit mir in den Baumwipfel zu steigen oder sich mit mir unter die Krone zu stellen.
Steigen wir also hinauf in das farbenprächtige Blätterdach der Bäume. Die Blätter werden immer mehr eingefärbt und erhalten durch Form, Farbe, Maserung und Größe ihre ganz besondere Individualität. Oft wird mir so ein Herbstbaum oder Herbstwald als etwas wunderbares und fast nicht Beschreibbares geschildert. Sehe ich nun in jedem Blatt einen Menschen in der Ökumene, so entsteht eine farbenfrohe Faszination von Christentum. Dies ist für mich ein viel schöneres Bild der Ökumene, als jenes, das wir aus der Geschichte kennen, mit viel Streit und Rechthaberei.
Nun komme ich zu Ihnen, die sich nicht mit hoch hinaus getraut haben. Stellen wir uns bitte einmal unter die Baumkrone und denken daran zurück, wie sie an heißen Tagen Schatten gespendet hat für eine Erholungspause. Ein gutes Blätterdach hält auch so manchen kleinen Schauer von uns fern, kann aber nicht vor großen Regengüssen schützen. Da finde ich mich wieder im Leben geerdet. Es gibt also noch etwas , was über die Gemeinschaft hinaus geht.
Nun kommt der Punkt, wo die Blätter auf die Erde fallen. Manches wird vielleicht wegen seiner schönen Farbe aufgehoben und noch eine Weile behütet. Die anderen fallen auf die Erde mit ihrem ganz persönlichen Auftrag und werden zum Teil vom Winde verweht. Bleiben wir beim Bild für die Ökumene, so wird buntgewürfelt zusammengekehrt oder der Wind bläst die Blätter bunt zusammen, also nicht getrennt nach Konfessionen, Kirchen oder einzelnen Gruppierungen innerhalb der Kirche. Was passiert hier und da mit solchen Laubhaufen? An dieser Stelle fällt mir der Spruch ein“ Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder!“ Haben Sie schon einmal Kinder erlebt, die mit einem wahren Hochgefühl durch einen solchen Laubhaufen schlurfen? Oder kommen vielleicht bei Ihnen da Kindheitserinnerungen auf?
Egal, aus welchem Blickwinkel Sie die Ökumene betrachten, wünsche ich Ihnen für erlebte und gelebte Ökumene ein gutes Miteinander, die Erfahrung der christlichen Liebe und das Gespür für die Gegenwart Gottes in der Gemeinschaft!
(Johannes Pickel)