Gedanken von Johannes Pickel
Der 4. Sonntag der Osterzeit wird in der katholischen Kirche „Sonntag des Guten Hirten“ genannt, da an diesem Sonntag aus der Perikope des Evangeliums vom „Guten Hirten“ gelesen wird.
Was stellen Sie sich vor, wenn Sie hören „Guter Hirt“?
Automatisch verbinde ich diese Worte mit einem Schäfer. Er hat einen Hut mit einer breiten Krempe auf, der ihn vor der Sonne und Regen schützt. Er ist groß und trägt einen langen Mantel oder eine Weste. Mit seinem Hirtenstab geht er einer Herde voran und die Krumme am oberen Ende des Stabes benutzt er nicht um den Schafen weh zu tun, sondern um sie zurückzuhalten und vor Gefahren zu schützen. Der Schäfer ist ein ruhiger und gemütlicher Mensch, der sanft mit seinen anvertrauten Geschöpfen umgeht und wenn sie auf der Weide sind auch schon mal von ihnen umringt wird und mitten drin steht.
Beim Hören der Stelle des Evangeliums, welche in diesem Jahr gelesen wurde, habe ich das Bild meiner Vorstellung vom Hirten nicht gleich wiedergefunden. Nachzulesen bei Johannes (Joh 10, 1-10). Da steht tatsächlich „seine Jünger verstanden das Gleichnis nicht“, wie fühle ich mich da heimisch. Und dann bezeichnet sich Jesus im nächsten Gleichnis als Stalltür. Harter Tobak!? Zugegeben, Stalltür steht da nicht, aber Jesus sagt „Ich bin die Tür zu den Schafen.“ Das kann doch nur die Stalltür sein.
Lassen Sie sich einladen mit mir über diese Tür ein wenig nachzudenken. Auf dem Bauernhof, wo ich die ersten Jahre meines Lebens verbringen durfte gab es viele Stalltüren. Die waren alle aus Holz, einem warmen Baustoff. Sicher haben Sie es schon ausprobiert und einen Baum angefasst oder sich sogar daran angelehnt. Dabei konnten Sie die Wärme spüren, welche im Baum gespeichert ist und nach außen abstrahlt. Für mich ein wohliges Gefühl! Lesen wir ein Stück weiter finden wir nicht nur den Zugang beschrieben, den uns die „Tür Jesus“ ermöglicht, sondern hören was mit uns passiert, wenn wir diese Tür durchschreiten. „Wer durch diese Tür geht wird gerettet und kann durch sie ein und aus gehen.“ Also führt die Tür nicht in ein Gefängnis, sie engt uns nicht ein sondern bleibt offen.
Mir war das Glück vergönnt, mit meinen Eltern über alles sprechen zu können, nicht zu müssen, und so fühlte ich mich zu Hause immer geborgen, egal welche Erfahrungen ich in der Welt machen durfte. Das zu Hause war immer wie ein Rettungsanker. Trotzdem blieb die Tür nicht verschlossen und ich konnte jederzeit wieder hinaus in die Welt gehen und meine Freiheit genießen. Heute gibt es diese reale Tür nicht mehr, aber ich denke gern daran zurück und habe mit meiner kleinen Familie ein zu Hause geschaffen, in welchem unsere Kinder hoffentlich immer ein offenes Ohr finden.
Glücklich darf ich auch schauen in meinem bisherigen Leben auf Seelsorger und Freunde, die meinen Lebensweg mit mir ein Stück gingen und gehen, bei welchen ich das Gefühl der Beheimatung habe. Wie schön ist es in diesem Fall den Satz nicht nur zu hören sondern auch zu leben „Fühl dich wie zu Hause!“
Ein solches zu Hause finde ich hin und wieder im Gespräch mit Gott und so ist mir ein kleiner  Vorgeschmack auf die Ewigkeit geschenkt.