Ein Text verfasst von Johannes Pickel (Stellvertretender Vorsitzender des DKBW)
Als Kind habe ich mir keine großen Gedanken gemacht wozu der Priester das Aschekreuz austeilte. Ich bekam höchstens von meinen Brüdern oder meiner Mutter gesagt: „Nicht wegwischen es muss sichtbar bleiben!“ Doch spätestens am nächsten Morgen nach wenigstens der Katzenwäsche vor dem Anziehen und dem Frühstück war es verschwunden und ich ging mit einem sauberen Gesicht in die Schule.
Später als Messdiener und mehr noch als Jugendlicher war das Aschekreuz für mich am Aschermittwoch ganz wichtig, denn damit trug ich sichtbar für alle ein Bekenntnis – ich gehöre zu denen, welche in die Kirche gehen und an Gott glauben!
Im Religionsunterricht der oberen Klassen setzte ich mich mit den Bibelstellen, welche wir bespracchen vielmehr auseinander und es entstand für mich ein Widerspruch im Hören bzw. Lesen und Tun. Wir sprachen über die Stelle aus dem Neuen Testament unser Fasten nicht als Schaulaufen zu benutzen und am Aschermittwoch wollten wir den Beginn unseres Fasten mit dem Aschekreuz für alle sichtbar machen. Ein innerlicher Zwiespalt öffnete sich.
Viele Jahre später mache ich mir ganz andere Gedanken.
Ausgehend von der Substanz mit welcher der Priester uns in diesem Jahr wieder das Kreuz auf die Stirn zeichnen durfte nach der Coronapause möchte ich noch einiges anmerken. Mit dem Küster oder dem Priester haben wir vor dem Aschermittwoch in der Sakristei die Wattebällchen, welche mit den Heiligen Ölen und dem Krisam von den Taufen des vergangenen Jahres getränkt waren, und den Weidekätzchen von der letzten Palmenprozession verbrannt, Die daraus entstehende Asche wurde für das Aschekreuz verwendet.
„Gedenke Mensch das Du vom Staub bist und zum Staub zurückkehrst!“, so der Spruch des Spenders beim Auftragen des Aschekreuzes. Nur eine Erinnerung an die Vergänglichkeit unseres Lebens oder durch die Verwendung der Heiligen Öle ein Hinweis wie wir unser Leben einsetzen sollen.
Mir selbst kommen noch ganz andere Sachen in den Sinn. Bei unseren Freunden erfuhr ich von der reinigenden Wirkung von Asche. Sie hatten sich einen Kaminofen angeschafft und die Sichtscheibe lässt sich am Besten mit Asche säubern. So hat man beim nächsten Feuer einen schönen Blick auf die Flammen des Feuers.
Weiterhin heißt es „Asche ist wie Dünger“ und ich glaube mich zu erinnern, dies ist auch ein Grund für die sogenannten Kartoffelfeuer nachdem die Felder abgeerntet sind wird das Kartoffelkraut verbrannt um es in Form von Asche wieder unterzupflügen.
Aus der Kindheit kenne ich noch den Brauch, im Winter die Asche aus dem Ofen nicht gleich in die Tonne zu schütten, sondern immer einen Ascheeimer stehen zu haben für den Fall es gibt Schnee oder Glatteis. Dann kam die Asche zum Streueinsatz und verhinderte für manchen Fußgänger ein Ausrutschen.
Mit diesen Gedanken kann ich nach dem Aschermittwoch gut in die Fastenzeit starten.
Eine Zeit, die mir Heilung verschaffen kann.
Eine Zeit, die mir den Blick auf die kleine Flamme der Osterkerze klärt.
Eine Zeit, um in mir etwas wachsen zu lassen.
Eine Zeit, die mich standhaft bleiben lässt in allen Versuchungen, die mich zu Fall bringen wollen.
Vielleicht nicht der gewöhnlichste Blick auf das Aschekreuz und doch eine Hilfe dem Osterfest entgegenzugehen.