So werden die meisten hoffentlich nicht sagen, nachdem sie eine Veranstaltung zum Sehbehindertensonntag besucht haben!
Am 7. Juni lud die Regionalgruppe des Katholischen Blindenwerks Ost (KBW-Ost e.V.) zu einem Onlinetreffen, anlässlich des Sehbehindertensonntags, ein. 16 Teilnehmer sprachen gemeinsam über die Problematik Sehbehinderung und Kirche vor allem in Berlin. Schnell wurde deutlich: es gibt keine konfessionseigenen Probleme. Ausgehend von den 404 christlichen Kirchen in Berlin, die so manche Barriere für Menschen mit Sehbehinderung aufweisen, welche vielleicht bei Renovierungen oder Sanierungen weggeräumt werden könnten, wies Herr Franz Rebele (ABSV) darauf hin, das diese Barrieren selbst in öffentlichen Gebäuden vorhanden sind und oft nur schwer oder gar nicht wegen dem Denkmalschutz abgebaut werden können. Hierbei geht es manchmal schon um die Hervorhebung von Stufen mit einer Sichtkante. So möchte ich mir gar nicht erst vorstellen, wie es da mit Kirchgebäuden, sowie Pfarr- und Gemeindehäusern ist. In diesem Zusammenhang wäre es schön, wenn bei Renovierungs-arbeiten oder Bauvorhaben Menschen mit Seheinschränkung und auch anderen Handicaps in die Planung einbezogen werden. Hierfür kann im Bereich der Seheinschränkung sicher der Selbsthilfeverein (ABSV) in Berlin angefragt werden.
Nicht nur die baulichen Barrieren waren Inhalt des Gesprächsabends. Es passiert immer wieder, dass sich im Zwischenmenschlichen Barrieren auftun, die den Adrenalinspiegel bei betroffenen Menschen steigen lassen, jedoch ganz einfach zu beseitigen wären. Ein wichtiger Punkt, bevor der innere Stress bei einem Kirchenbesuch zu groß wird, zeigen sie ihren Hilfebedarf an. Selten stößt man auf Menschen, welche nicht hilfsbereit sind. Damit sie z.B. beim Friedensgruß nicht unhöflich erscheinen, ist es in der Heimatgemeinde für ihre Mitmenschen nützlich, wenn sie von ihrer Sehschwäche wissen.
Für das Mitfeierndes Gottesdienstes, vielleicht in der Beteiligung am Gemeindegesang, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. So sind Gesangbücher in Großdruck erhältlich und eine weitere Möglichkeit, nicht durch langes Suchen der Liednummern aus dem Takt zu kommen, kann man diese in der Heimatgemeinde versuchen im Vorfeld zu besorgen.
Sollten sie sich einen anderen kleinen Dienst im Gottesdienst zutrauen und diesen einmal oder regelmäßig leisten wollen, sprechen sie mit den Verantwortlichen und sagen sie, wobei sie eventuell Hilfe brauchen. Nicht jeder muss einen Dienst übernehmen, aber mancher sehbehinderte Mensch hat eine Gabe, welche er einbringen kann. In den letzten Zeilen ist immer wieder angeklungen, die Feier des Gottesdienstes lebt vom Miteinander und somit können wir die Menschen, egal ob sie ein Handicap haben oder nicht, ermutigen aufeinander zuzugehen. Wenn sie es sich zutrauen, möchte ich auch ermutigen in verschiedenen Kreisen und Gremien der Kirchgemeinden mitzuarbeiten. Bei mancher Entscheidung wird dadurch erst gar keine  Barriere entstehen.
Wichtig, um den Blick zu weiten und zu schärfen für Menschen mit Einschränkungen, wäre es angebracht, wenn schon in der Ausbildung von hauptamtlichen Mitarbeitern und bei Schulung von ehrenamtlich Tätigen in den Kirchen , das Themenfeld Menschen mit Behinderung einfließt (Anregung von Frau Pfarrerin Barbara Brusius vom Dachverband der ev. Blinden- und ev. Sehbehindertenseelsorge).
Vielstimmig hoffen die Teilnehmer mit dieser Veranstaltung nicht nur eine Aktion für die Aufmerksamkeit der Probleme sehbehinderter Menschen in der Kirche im Rahmen des Sehbehindertensonntags absolviert zu haben, sondern einen Dialog anzustoßen, dem Gespräche und Taten folgen.
Johannes Pickel – Regionalgruppe KBW-Ost e.V.