Von Detlef Stettin
Die ersten Jahre
Als meine Mutter im 2. bis 3. Monat der Schwangerschaft die Röteln bekam, war die Spannung groß, ob oder welchen Schaden ich davontragen würde. Kurz nach der Geburt wurde bei mir die Gehörlosigkeit festgestellt. Meine Augen waren noch gut. Somit kam ich für 3 Jahre in den Kindergarten der Gehörlosenschule und danach wurde ich dort auch eingeschult. Ich besuchte die Gehörlosenschule 10 Jahre.
Ausbildung & Berufsleben
Von 1976 bis 1979 wurde ich als Facharbeiter für Polstertechnik in Halle/Saale ausgebildet. Dort waren hörende, sehschwache und blinde Personen beschäftigt. 2 bis 3 Tage in der Woche fuhr ich mit der S-Bahn nach Leipzig, um dort die Gehörlosen- und Schwerhörigen-Berufsschule zu besuchen. Die Prüfung der Polstertechnik habe ich mit „Gut“ bestanden.
Nach der Lehrzeit bis Oktober 1991 konnte ich in meinem sehr geliebten Beruf als Polsterer arbeiten. In diesem Jahr ging es dann mit meinem Sehvermögen ganz schnell abwärts. Mein Meister erklärte mir, dass ich meinen Lieblingsberuf aufgeben muss. Es wurde für mich die Erwerbsunfähigkeitsrente beantragt.
Ab Januar 1992 bekam ich eine neue Arbeitsstelle in der Behindertenwerkstatt, in der ich bis heute arbeite.
Im Dezember 1996 ging ich zur Umschulung für ein gutes Jahr in das Taubblindenzentrum nach Hannover. Dort wurde ich im Besen- und Bürsteneinziehen, im Korb- und Stuhlflechten ausgebildet.
Alltag & Freizeit dank TBA*
Das Persönliche Budget ermöglicht mir nun auch, einiges Schöne zu erleben. So kann ich mit meiner Assistenz reisen (Taubblinden-Begegnung des DKBW) und andere Reisen. Ich fahre auch gerne Tandem, gehe gerne Schwimmen, Spazieren und Wandern. Ich mache gerne Sport mit meinen Freunden und weiteres Schönes, was ich mir mit meiner Assistenz von meinem Budget leisten kann.
Ich habe noch einen kleinen Sehrest, bin noch nicht vollblind. Zum Glück!
* TBA steht für Taubblindenassistenz: dies sind Assistenzkräfte, welche den taubblinden Menschen helfen, ihren Alltag zu meistern, beispielsweise als Unterstützung beim Einkaufen, Behördengängen oder freizeitlichen Aktivitäten.